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Neue deutsche Wasserstoff-Strategie: Bundesregierung plant schnelleren Hochlauf der Technologie

08.08.2023

Die deutsche Bundesregierung hat im Juli 2023 ein Update ihrer bereits 2020 beschlossenen nationalen Wasserstoffstrategie verabschiedet. Demnach wird Deutschland 50-70 % seines Wasserstoffbedarfs importieren müssen. Potenziellen europäischen Lieferanten wie Finnland bieten sich gute Chancen.

Bild: iStock / Vanit Janthra

Das Update beinhaltet vor allem einen schnelleren Ausbau und Kapazitätserweiterung in Produktion und Infrastruktur. Da die in Deutschland bis 2030 geplanten Produktionskapazitäten nur etwa 30-50 % des nationalen Wasserstoffbedarfs decken werden, ist der Import geplant, u.a. aus EU-Staaten. Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bietet Forschungsförderung und investiert allein in die Wasserstoff-Leitprojekte über 700 Millionen Euro.  

Wichtige Punkte der neuen deutschen Wasserstoff-Strategie 

Beschleunigter Markthochlauf 

Laut der neuen Strategie soll der Markthochlauf von Wasserstoff und Anwendungstechnologien beschleunigt und „das Ambitionsniveau entlang der gesamten Wertschöpfungskette massiv gesteigert” werden. Die Bundesregierung verdoppelt mit der neuen Strategie ihr Ziel der heimischen Elektrolysekapazität von 5 auf 10 GW bis 2030. Der restliche Bedarf soll durch Importe gedeckt werden. Dafür werde eine gesonderte Importstrategie entwickelt. 10 GW würden etwa 30 bis 50 Prozent des voraussichtlichen deutschen Wasserstoffbedarfs zu decken.

Schneller Ausbau der Infrastruktur

Die Wasserstoffinfrastruktur soll schneller ausgebaut werden. Bis 2027/2028 soll über IPCEI-Förderungen ein Wasserstoffstartnetz mit mehr als 1.800 km umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen in Deutschland aufgebaut werden. Europaweit kämen nochmals rund 4.500 km hinzu (European 

Hydrogen Backbone). Somit würden bis 2030 alle großen Erzeugungs-, Import- und Speicherzentren mit den relevanten Abnehmern verbunden.

Wasserstoffanwendungen sollen sich in Sektoren etablieren

Bis 2030 sollen Wasserstoff und seine Derivate insbesondere bei Anwendungen in der Industrie, bei schweren Nutzfahrzeugen sowie zunehmend im Luft- und Schiffsverkehr eingesetzt werden, ebenso im Stromsektor und als perspektivische Nutzung  bei der zentralen und dezentralen Wärmeversorgung. 

Vorrang für grünen Wasserstoff

Versorgung Deutschlands mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff zu erreichen. Eine direkte finanzielle Förderung der Wasserstofferzeugung ist auf die Erzeugung von grünem Wasserstoff begrenzt. Bis genügend grüner Wasserstoff vorhanden sei, solle die Nutzung von Wasserstoff aus anderen Quellen ermöglicht werden, „insbesondere CO2-armer Wasserstoff aus Abfall oder Erdgas“, wie es in der Strategie heißt. Soweit in der Markthochlaufphase notwendig, könne neben grünem auch anders kohlenstoffarm produzierter Wasserstoff gefördert werden – jedoch “in begrenztem Umfang unter Berücksichtigung von ambitionierten THG-Grenzwerten und unter Erhaltung des gesetzlichen Ziels der Klimaneutralität”.

Importe auch aus EU-Ländern

Ergänzend soll ein Großteil des Bedarfs durch Importe aus anderen EU-Mitgliedstaaten und internationalen Partnerländern gedeckt werden. Noch in diesem Jahr 2023 will die Bundesregierung eine gesonderte Importstrategie veröffentlichen. Insbesondere diejenigen EU-Mitgliedstaaten mit möglichen Überkapazitäten und Exportpotenzial  stehen im Fokus. Deutschland favorisiert dabei solche Staaten, die eine lokale sozial-ökologische Gesellschafts- und Wirtschaftstransformation und Energiewende sowie die Nachhaltigkeitszielen (SDGs) sicherstellen. 

Wasserstoff auch Thema bei Staatsbesuch 

Bereits Mitte Juli wurde die Wasserstoff-Technologie auf höchster Ebene zwischen Deutschland und Finnland thematisiert. Beim Antrittsbesuch des neuen finnischen Ministerpräsident Petteri Orpo bei Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin wurde vereinbart, die bilaterale Zusammenarbeit Deutschlands und Finnlands bei Fragen einer klimaneutralen Energieproduktion weiter auszubauen „Ich würde mich freuen, wenn wir unsere Energienetze, insbesondere für Wasserstoff, in Zukunft noch stärker miteinander verbinden“, so Kanzler Scholz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Die baltische Region und die Ostsee könnten zu einem Wasserstoffkorridor werden.

Laut der deutschen Wasserstoff-Strategie soll nach 2030 der pipelinebasierte Import von grünem Wasserstoff aus europäischen Ländern immer stärker ausgebaut werden.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz